Der Immobilienboom in Österreich reißt nicht ab
Weiter steigende Preise und eine ungebrochen hohe Nachfrage nach Immobilien – das prognostiziert der österreichische Verband für Immobilienwirtschaft (ÖVI) in seinem jährlichen Marktausblick. Nur bei den Mieten ist in den nächsten Jahren eine leichte Entspannung zu erwarten.
Warum auch für 2020 ein Preisanstieg im Immobilienmarkt erwartet wird
In der Pressekonferenz vom 17. Dezember 2019 machten die Immobilien Experten des ÖVI klar, dass der seit über 10 Jahren anhaltende Immobilienboom auch im neuen Jahr nicht abreißen dürfte. Grund dafür sind die nach wie vor sehr tiefen Spar- und Kreditzinsen in den Finanzmärkten. Diese bewegen immer mehr Menschen zum Investieren in Immobilien – gerne als «Betongold» bezeichnet.
Denn immer mehr Investoren erkennen, dass sie mit dem Geld auf ihrem Sparkonto in Zeiten von Tief- und sogar Negativzinsen nur Verluste schreiben. Ohne geeignete Investitionsalternativen wird ihr Vermögen durch die Inflation regelrecht «weggefressen». In Anbetracht dessen, dass nur knapp 4 Prozent der Österreicher in den Aktienmärkten aktiv sind, kommt dem Investieren in Immobilien eine große Bedeutung zu, wie Andreas Wollein Vorstand des ÖVI erklärt.
12 Milliarden – ein Rekord im österreichischen Immobilienmarkt
Daten aus dem Grundbuch zeigen, dass 2019 ein neuer Rekord beim Investitionsvolumen in Immobilien erreicht wurde: Ganze 12 Milliarden Euro sollen laut ImmoUnited in Eigentumswohnungen geflossen sein. Dies ist nur der Höhepunkt von seit 2010 jährlich höheren Investitionsvolumina. Während das Transaktionsvolumen einen neuen Höchststand erreicht, hat sich die Anzahl an Transaktionen seit 2015 bei ca. 50.000 Transaktionen stabilisiert.
Unterschiede bei der Preisentwicklung in Österreich
Auch wenn in den letzten Jahren viel gebaut wurde, besteht nach wie vor ein Nachfrageüberhang nach Immobilien in den österreichischen Städten, was wiederum zu hohen Immobilienpreisen führt. Laut dem ÖVI sei durch die starke Bautätigkeit zwar eine Entspannung, aber kein Sinken der Preise in Sicht. Denn Eigentumswohnungen würden nach wie vor einen Abnehmer finden. Andreas Wollein vom ÖVI rechnet mit einer „anhaltenden und kontinuierlichen Bewegung nach oben“. Dies liege auch an den hohen Grundstückspreisen sowie steigenden Baupreisen, die bei der Preisprognose einfließen.
Doch wie stark die Preise ansteigen, unterscheidet sich regional. Während in Innsbruck der mittlere Preisanstieg mit 14 Prozent überdurchschnittlich hoch ist (mittlere Preise von 6.000 bis 6.500 Euro pro Quadratmeter), steigen die Immobilienpreise auch in Wien und Bregenz stark an. In Salzburg haben sich die Preise auf hohem und in Graz auf mittlerem Niveau stabilisiert. Aber auch in günstigeren Städten wie St. Pölten und Eisenstadt steigen die Preise von Immobilien um 5 bis 10 Prozent und liegen neu zwischen 2.000 und 3.000 Euro pro Quadratmeter.
Auch innerhalb der Landeshauptstädte gibt es Unterschiede in den Immobilienpreisen. So werden besonders zentrumsnahe Wohnlagen immer teurer. Eine Altbauwohnung in der Wiener Innenstadt kostet zurzeit durchschnittlich ca. 3.600 Euro pro Quadratmeter und eine neue Wohnung etwas mehr als 4.400 Euro pro Quadratmeter. Einiges günstiger sind die Preise noch in Liesing, Hietzing oder Penzing.
Die Schere zwischen Alt- und Neubauwohnungen hat in den letzten zwei Jahren übrigens um etwa 10 Prozent abgenommen.
Wie das Investitionsverhalten im österreichischen Immobilienmarkt aussieht
Besonders beliebt in Wien sind laut ÖVI kleinere Eigentumswohnungen von unter 60 Quadratmetern. So habe nicht nur das Angebot stark zugelegt, auch die Preise und das Investitionsvolumen sind signifikant gestiegen. Die durchschnittliche Wohnfläche pro Immobilientransaktion in Wien verringerte sich in den letzten fünf Jahren von 76.3 auf 73.5 Quadratmeter.
Während die Wohnfläche pro Person in Wien zwischen 2013 und 2018 von 36.4 auf 35 Quadratmeter zurückging, hat sie sich österreichweit aber leicht erhöht und lag 2018 bei 44 Quadratmeter pro Person. Dieser Unterschied dürfte mit den hohen Quadratmeterpreisen in Wien aber auch einem unterschiedlichen Trend zwischen ländlichen und urbanen Gebieten, was die Wohnansprüche angeht, zusammenhängen.
Interessant ist auch, dass Immobilieninvestoren in Österreich durchschnittlich zwischen 42 und 46 Jahren alt sind.
Bei den Mietpreisen ist Entspannung in Sicht
Laut den Experten des ÖVI ist auch die Nachfrage nach Mietwohnungen ungebremst hoch, weshalb sich auch die Mietpreise auf hohem Niveau bewegen. Doch in den nächsten Jahren dürfte sich die Lage etwas entspannen, da zur Zeit viel gebaut wird, um der großen Nachfrage nach Mietwohnungen entgegenzukommen – und dies in allen Landeshauptstädten. Gemäss Bauernfeind von der ÖVI dürften 2020 rund 60 bis 70 Prozent der 19.000 neu erstellten Wohnungen in Wien als Mietwohnungen auf den Markt kommen. Dies wird sicherlich für Entspannung bei den Mietpreisen sorgen.