Im Trend: Leben am Wasser
Wasser macht glücklich. Wer kann, fährt im Urlaub ans Meer oder zumindest an den nächstgelegenen Badesee. Die meisten Österreicher brausen kurzerhand ans Mittelmeer, an die Strände Italiens und Kroatiens. 2016 hat fast jeder zweite Urlauber (43,2 Prozent) diese Route gen Süden eingeschlagen, meldet Statistik Austria. Tief durchatmen und die Seele am Wasser baumeln lassen – so lässt sich die schönste Zeit des Jahres stressfrei genießen.
Was aber, wenn man die schönste Zeit des Jahres auf 365 Tage ausdehnen möchte, damit der Blick schon am Morgen übers Wasser streift und die Sonne allabendlich darin untergeht?
Seltene Erden – Bauland am See ist rar und teuer
Vergönnt ist dieser Traum vom Leben am Wasser den wenigsten, denn er hat einen hohen Preis. Realistisch wird er oft erst dann, wenn man der Heimat dauerhaft den Rücken kehrt und in anderen Regionen der Erde sesshaft wird. Die Alternative in Österreich setzt neben Geld längst auch ein gerüttelt Maß an Glück und Beharrlichkeit voraus: Ein Seegrundstück muss her, am Attersee, Wolfgangsee oder Wörthersee vielleicht. Wer direkt am Ufer eine neue Bleibe findet, könnte auch die Namen der Nachbarn schon kennen, aus dem Börsenteil der Zeitung zumindest.
„Seit 2010 sind die Preise am Wörthersee um zirka 100 Prozent gestiegen, teilweise sogar 150 Prozent. Unter drei Millionen Euro bekommt man kein Grundstück am See mehr …“, erklärt Immobilienmakler Günther Seidl im Wirtschaftsmagazin „Gewinn“ und verweist darauf, dass der Wert der Immobilie selbst dabei kaum noch eine Rolle spielt. Wer in dieser Größenordnung kauft, ist oft nicht an den maroden Gemäuern interessiert. Sie werden abgerissen und nach eigenen Vorstellungen neu gebaut. Wer es sich leisten kann, lebt nicht gern im fremden Traum. Er schafft seine eigene Welt.
Strenge Baugesetze sorgen zusätzlich für Verknappung
Gerade das Projekt Neubau hat jedoch seine Tücken, denn die Baugesetze sind streng. Auch das treibt den Preis nach oben. So berichtet die Geschäftsführerin von Wörthersee Immobilien Doris Scarpatetti-Matheis bei „trend.at“ von einem Wiener Unternehmer, der seit nunmehr zehn Jahren nach einem Grundstück am See sucht. An der Finanzkraft scheiterte es dabei nicht, das passende Grundstück ist jedoch kaum zu finden. Einer der Show-Stopper, so banal es auch klingt: Manchmal fehlt es einfach am eigenen Badesteg, für dessen Bau auch später keine Genehmigung zu ergattern wäre.
Mag der Wörthersee in Kärnten auch zu den exklusivsten Wohngegenden zählen – nirgends im Land haben mehr Multi-Millionäre ihr Zuhause – so stehen die Preise an anderen Gewässern dem jedoch kaum noch nach – im Gegenteil. Der Attersee in Oberösterreich hat sich in der Preisspirale inzwischen ganz nach vorn geschraubt. Vor rund einem Jahr legte eine Investorengemeinschaft hier 18 Millionen Euro für einen knapp drei Hektar großen See-Campingplatz auf den Tisch, der an das Grundstück des inzwischen verstorbenen Unternehmers Gerhard Andlinger grenzt.
Mit einem Quadratmeterpreis von rund 620 Euro gilt der Kauf des Geländes heute sogar noch als Schnäppchen, denn fünfstellige Quadratmeterpreise sind inzwischen eher die Regel als die Ausnahme. „Direkt am Wasser werden bis zu 1.200 Euro pro Quadratmeter für einen Baugrund gezahlt, und wenn etwas auf den Markt kommt, ist es sofort wieder weg“, sagt Roswitha Knebelreiter, Maklerin bei Re/Max in Neusiedl am See bei „trend.at“ Gerade bei kleineren Seegrundstücken ist die Skala weit nach oben offen. 2.000, 3.000 oder 5.000 Euro pro Quadratmeter? Ja, selbst 7.000 und mehr werden verlangt und bezahlt.
Lukrative Geldanlage am Wasser so gut wie garantiert
Die Preise für exklusive Seegrundstücke dürften nach der rasanten Rallye der vergangenen Jahre in Zukunft zumindest stabil bleiben, so die konservativsten Schätzungen. Wahrscheinlicher ist, dass es in einer leicht abgeflachten Kurve weiter nach oben geht. Das Angebot an Seegrundstücken ist begrenzt, die Nachfrage hoch. Investoren mit dicken Polstern sind ebenso interessiert wie all jene internationale Klientel, die über einen Dritt- oder Viertwohnsitz nachdenkt. Am Mondsee im Salzkammergut werden mittlerweile sogar Millionen für Luxus-Wohnungen bezahlt – und ein Blick in den Prospekt der „Skylounge“ genügt, um ein staunendes Verständnis dafür zu entwickeln.
Neue Wohnflächen am und im See
Auch wenn die Küstenlinie an den Traumseen Österreichs nicht länger wird, so kann sich die betuchte Klientel bei der Suche nach dem See-Grundstück doch Hoffnung für die Zukunft machen. Vielerorts werden zurzeit spannende Architekturprojekte am Wasser vorangetrieben. Gelegentlich gelingt es sogar, dem See noch „Bauland“ abzugewinnen. So errang Architekt DI Paul Schöpf mit seinem schwimmenden Plus-Energie-Haus „LISI“ 2013 den Sieg beim Solar Decathlon. Auch der Österreicher Josef Kleindienst sorgt mit seinen schwimmenden Gebäuden für Furore. Das „Floating Seahorse“ in Dubai gibt es angeblich schon für 1,5 Millionen Euro, Unterwassergarten inklusive. Dass Vergleichbares auch in Österreich funktioniert, beweisen unter anderem die schwimmenden Häuser im Linzer Winterhafen.
Die Seehäuser in Neusiedl am See, die Danube Flats an der Neuen Donau, das „TrIIIple“ am Donaukanal – am Wasser wird allerorten kräftig gebaut. Nicht jeder wird in einer Villa residieren, aber so ein Loft in lichter Höhe ist ja auch nicht zu verachten. Durch die französischen Fenster der „TrIIIple“-Türme blickt man weit ins Land und zugleich direkt aufs Wasser. Das hat ebenso seinen Reiz wie die riesigen Gemeinschaftsterrassen, auf denen man auch seine Nachbarn kennenlernen kann – ganz persönlich, nicht nur aus den Wirtschaftsnews.