Immobilienmarkt Österreich 2023 - diese Preisentwicklung erwarten Experten
Welche Faktoren bestimmen, wo die Immobilienpreise 2023 in Österreich fallen und wo sie steigen? Der Überblick, welche Markt- und Preisentwicklung Experten für 2023 erwarten.
Im 2. Halbjahr 2022 begann die Preis-Trendwende
Im 1. Halbjahr 2022 legten die Immobilienpreise in Österreich noch deutlich zu: Um +13,5 % verteuerten sie sich Wohnungen und Häuser laut Statistik Austria im Vergleich zur Vorjahresperiode (1. Halbjahr 2021). Allerdings stieg die Preiskurve bereits weniger steil an als in den Monaten zuvor. In der 2. Jahreshälfte 2022 zeigte sich, dass die Angebotspreise teilweise zurückgehen. So weist der Wohnimmobilienpreisindex der OeNB (Österreichische Nationalbank) für das 3. Quartal 2022 stagnierende durchschnittliche Kaufpreise von Immobilien in gesamt Österreich als auch Wien aus.
Der Häuserpreisindex von Statistik Austria zeigt die Trendwende hingengen noch nicht auf. Der Index weist die tatsächlichen Verkaufspreise von Immobilien aus, die Festlegung des Preises fand daher im Schnitt sechs bis neun Monate früher statt. Angebotspreise, wie sie etwa auf den Immobilienportalen zu finden sind, spiegeln einen Rückgang der Nachfrage hingegen kurzfristig wieder und zeigen den Preisrückgang bereits an.
Lage und Energiebilanz bestimmen das Preisniveau maßgeblich
Der Rückgang der Nachfrage nach Immobilien drückt die Preise. Ökonomen von Raiffeisen Research rechnen so mit einem Preisrückgang von 5 Prozent im östereichischen Schnitt. Manche Immobilien werden stärker betroffen sein, andere hingegen gar nicht:
- Immobilien in mittleren und einfachen Lagen könnten stärker von sinkenden Preisen betroffen sein. Denn das Käuferklientel solcher Immobilien ist in der Regel weniger finanzkräftig und daher stark von Inflation, Zinsanstieg und Kreditauflagen betroffen – eine Immobilienfinanzierung bleibt ihnen häufig verwehrt. Deutliche Preisrückgänge sehen Experten u.a. für Immobilien in weniger nachgefragten, ländlicheren Gebieten, z.B. in Kärnten und der Steiermark.
- Die Quadratmeterpreise in guten und sehr guten Lagen in Österreich werden voraussichtlich weiter steigen, jedoch weniger deutlich. Vielfach handelt es sich dabei um Immobilien in den Speckgürteln von städtischen Zentren wie Wien, aber auch etwa in Ferienregionen wie Kitzbühel. Die Vermarktungszeiten verlängern sich jedoch auch bei solchen Immobilien. Die potenzielle Käufergruppe ist durch die Wirtschaftslage zwar weniger betroffen, schrumpft jedoch ebenfalls.
- Zurückgehen wird die Nachfrage voraussichtlich auch für Baugrundstücke (außer in Innenstadtlagen), da diese zurzeit wegen der stark gestiegenen Bau- und Handwerkerkosten vielfach nicht bebaut werden können. Sowohl Privatkäufer als auch Investoren sehen daher häufig von Käufen ab, was die Grundstückspreise vielerorts stagnieren lässt.
- Von Preisrückgängen stärker betroffen sind zudem häufig unsanierte Bestandsimmobilien, die wenig energieeffizient sind. Der Energieverbrauch von Immobilien spielt eine immer größere Rolle für Käufer, denn Objekte mit einer schlechten Energiebilanz bedeuten hohe Nebenkosten und fallen daher stark in der Käufergunst.
Wirtschaftliche Gesamtlage erfasst den Immobilienmarkt
Gründe für die sinkende Nachfrage sind in den gestiegenen Bauzinsen, der Inflation und der erschwerten Kreditaufnahme zu suchen. Die Zinsen für Immobilienkredite haben sich seit Anfang 2022 verdoppelt. Kaufwillige können die immer noch hohen Immobilienpreise nicht mehr ohne weiteres durch niedrige Zinszahlungen ausgleichen. Einsparungen an anderer Stelle sind wegen der stark erhöhten Lebenshaltungskosten häufig nicht möglich. Und die seit August 2022 geltenden Auflagen für die Immobilienfinanzierung machen es zusätzlich schwer, überhaupt einen Immobilienkredit zu erhalten.
Wohnbauzinsen steigen 2023 voraussichtlich weiter
Im Februar 2022 hatte die Europäische Zenbtralbank (EZB) die Leitzinsen erneut um 0,5 Prozentpunke auf 3 % erhöht. Da die EZB mittelfristig einen Inflationswert von 2 % erreichen möchte (November 2022 in Österreich: 10,6 %), ist mit weiteren Zinserhöhungen zu rechnen. Und das heißt auch, Immobilienkredite werden sich weiter verteuern. Zuletzt konnten Kreditnehmer mit entsprechender Bonität fix verzinste Immobilienkredite ab rund 2,5 % erhalten (Zinsbindung 10 Jahre). Das bedeutet im Vorjahresvergleich eine Erhöhung um 125 Basispunkte. Viele Experten rechnen mit einer Erhöhung auf 4 % im Laufe des Jahres 2023, einige Banken in Österreich haben diesen Wert bereits erreicht.