Immobilienmarkt Österreich: Ein Blick zurück und ein Ausblick auf 2019
In den letzten Jahren sind die Preise für Wohneigentum, aber auch für Mietobjekte rasant in die Höhe geschossen. Für viele ist der Traum vom Eigenheim in weite Ferne gerückt, auch wenn der Frust über die hohen Mieten groß ist. Wird sich die Situation 2019 zuspitzen oder entspannen? Ein Rückblick und ein Ausblick.
Seit über zehn Jahren steigen hierzulande die Preise für Immobilien – und zwar sowohl im Miet- als auch im Kaufbereich. Wohnen in Österreich wird immer teurer. 2018 erreichte dieser Trend einen neuen Höhepunkt. In den Landeshauptstädten musste die Mittelschicht teilweise die Hälfte ihres monatlichen Nettoeinkommens für eine einigermaßen gut gelegene Mietwohnung aufbringen. Spitzenreiter waren Salzburg, Wien, Innsbruck und Bregenz.
Ob Kauf oder Miete: Wohnen ist teurer geworden
Das gleiche Szenario ist beim Wohneigentum zu beobachten. Während die Immobilienpreise innerhalb der letzten zwölf Jahre rasant in die Höhe schossen, stagnierte oder sank das Einkommen der Mittelschicht. Benötigte etwa ein Käufer aus der Mittelschicht 2006 rund zehn Jahresnettoeinkommen (rund 290.000 Euro) für eine 117 m² große Wohnung in Wien, so bekam er 2018 für dasselbe Geld nur noch 77 m², also 40 m² weniger. Die benötigten Finanzierungsmittel für Wohneigentum wuchsen in den letzten zehn Jahren um rund 100.000 Euro an. Immer mehr Menschen entschieden sich deshalb zur Miete, die ohnehin niedrige Eigentumsrate in Österreich sank weiter. Nur in Deutschland und, außerhalb der Europäischen Union, in der Schweiz war sie 2018 noch niedriger.
Österreich bleibt im europäischen Vergleich günstig
Gründe für die massive Preisentwicklung in den letzten zwölf Jahren gibt es viele. Einerseits verlocken die anhaltend niedrigen Zinsen Familien wie Investoren zum Kaufen – die Nachfrage wächst, das Angebot hingegen stagniert. Andererseits drängen zunehmend ausländische Investoren auf den heimischen Immobilienmarkt. Denn trotz der rasanten Preisentwicklung ist das Angebot für Ausländer äußerst attraktiv. In München etwa sind Immobilien nach wie vor wesentlich teurer als in Österreich. Sprich: Die hohe Nachfrage lässt die Preise in Österreich steigen. Gleichwohl steht unser Land im europaweiten Vergleich gut da. (Unerklärlich: Die Preise für Neubauwohnungen gingen im vergangenen Jahr sogar um durchschnittlich 0,8 Prozent zurück.)
Auch die Mietpreise in Österreich stiegen 2018 weiter, und zwar im ganzen Land. Zwischen 2014 und 2018 legten sie um durchschnittlich 3,9 Prozent pro Jahr zu. Allein in Wien und Umgebung beruhigte sich die Situation etwas. Im Vergleich zu anderen europäischen Hauptstädten waren die Mietpreise in der Mozartstadt auch 2018 moderat – dies trotz konstant hoher Nachfrage.
Geht der Immobilienboom 2019 weiter?
Auch 2019 wird der Immobilien-Boom gemäß einer Reihe von Experten anhalten. Der Run auf Eigentumswohnungen werde hoch bleiben – dies nicht zuletzt infolge des anhaltenden Bevölkerungswachstums vor allem in den städtischen Gebieten.
Die anhaltend hohe Nachfrage werde auch in Österreich die Miet- und Kaufpreise weiter in die Höhe treiben, heißt es. Dies befürchten denn auch über drei Viertel der Bevölkerung, wie jüngst eine Umfrage zeigte. Gerechnet wird mit einer Preissteigerung zwischen 2,3 und 4,3 Prozent. Die Folge: Österreichs Immobilien werden im kommenden Jahr moderat überbewertet sein, das Risiko für eine Immobilienblase leicht erhöht. Im Vergleich zu anderen europäischen Staaten wie etwa Spanien bestehe aber kein Grund zur Sorge.
Im Gegensatz dazu erwartet die Europäische Zentralbank (EZB) eine allmähliche Abschwächung des Booms am Immobilienmarkt der Eurozone. Die Immobilienpreise würden 2019 eine Wende erleben und erstmals seit langem wieder sinken. Vor allem im städtischen Raum werde aus einem Anbietermarkt wieder ein Nachfragemarkt werden.
Höheres Wirtschaftswachstum, aber auch höhere Zinsen
Gute Neuigkeiten: Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat die Prognose für das österreichische Wirtschaftswachstum 2019 erhöht. Er erwartet, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 2,2 Prozent zulegt. Auch wenn andere Experten nur von einem Wachstum zwischen 1,7 und 2,0 Prozent ausgehen: Die Wirtschafts- und damit die Kaufkraft der Bevölkerung wird im Jahr 2019 mit ziemlicher Sicherheit steigen.
Allerdings werden vermutlich auch die Zinsen steigen. Währungsexperten österreichischer Großbanken erwarten bis zur Jahresmitte 2019 zumindest bei langfristigen Zinsen eine Wende: Im zehnjährigen Laufzeitenbereich wird ein Zinsanstieg von derzeit 1,07 Prozent auf 1,31 Prozent prognostiziert.