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Rasanter Wohnungsbau in Österreich: Bauboom und seine Folgen

Trends 28.08.2018 Kathleen Dornberger
Wohnungsbau Österreich

Der Wohnungsbau in Österreich boomt. Pro Kopf werden mehr Wohnungen gebaut als in jedem anderen Land Europas. Und das ist alles andere als ein neues Phänomen: Die Baufreude ist seit Jahren ungebrochen, eine Änderung scheint nicht in Sicht. Nur die Folgen dieses Booms werden stärker.

Angesichts des neuerlichen Rekordniveaus von mehr als 76.000 bewilligten Häusern und Wohnungen 2017 warnte der Wohnbauforscher Wolfgang Amman erst kürzlich im „Standard“ vor einer Überhitzung des Marktes. Er sprach sich zugleich dafür aus, künftig zurückhaltender mit den Baugenehmigungen umzugehen – und steht mit dieser Meinung alles andere als alleine da.

Nachfrage ungebrochen

Wird es also im laufenden Jahr zu einem Rückgang der Bautätigkeit kommen? Nein, davon ist nicht auszugehen. Das Interesse an saniertem oder neu erbautem Wohnraum ist nach wie vor hoch und an zahlungskräftigen Bewerbern mangelt es nicht. Gibt es Grenzen, so entstehen diese nicht durch einen Rückgang der Nachfrage oder gar aufgrund behördlicher Auflagen. Die natürliche Bremse wird eher durch die verfügbare Anzahl an Bauleitern und anderen Fachkräften gezogen. Trotz Höchstpreisen: Die Auftragsbücher sind voll, der Markt ist leergefegt. Vom Seniorenheim in Zell am See bis zum Einfamilienhaus in Linz, so manches bereits finanzierte Projekt steckt seit Monaten in der Warteschleife.

Die positive Seite des Booms zeigt sich nicht zuletzt an den Umsätzen in der Baubranche. Hier geht es stetig aufwärts, seit Jahren schon. Ein Beispiel: Fassaden-Spezialist „Sto“ prognostiziert für das laufende Jahr erneut einen Sprung von 82 auf 90 Millionen Euro, 2020 scheinen sogar 100 Millionen Euro möglich – allerdings auch aufgrund einer regen Auslandsnachfrage. Die Betonfertigteilbranche meldet ebenfalls Rekord nach Rekord, laut VÖB Konjunkturbarometer werden auch in diesem Jahr rund fünf Prozent bei den Umsätzen draufgesattelt. Diese Erfolgsliste ließe sich fortsetzen.

Bewilligt heißt noch lange nicht realisiert, heißt eine alte Weisheit im Bauwesen, über die gerade im Rahmen der Wohnbauförderung gerne diskutiert wird. Wie groß die Diskrepanz zwischen Bewilligungen und Fertigstellung tatsächlich ist, wurde für 2017 noch nicht veröffentlicht. Der Wert könnte jedoch höher ausfallen als in der Vergangenheit.

Wird in Österreich tatsächlich zu viel gebaut?

So relevant die praktischen Probleme am Bau auch sein mögen, stellt sich zunächst doch eine ganz andere Frage: Stimmt es denn überhaupt, dass plötzlich zu viele Wohnungen existieren? Was ist denn aus den Schlagzeilen über die Wohnungsnot in Österreich geworden? Hatte die Immobilienberatung CBRE nicht zum Beispiel gerade erst ermittelt, dass allein in Wien zwischen 2016 und 2018 rund 14.000 Wohnungen fehlen werden?

Die Antwort fällt leicht. Not und Überfluss existieren nebeneinander. Das ist zwar kein spezifisches Wohn-Thema, doch in diesem Bereich sind die Folgen besonders eklatant. Um in der Metropole Wien zu bleiben: Hier leistet sich die begüterte Klientel aus dem In- und Ausland einerseits die historischen Filetstücke am Börsenplatz oder Schottenring mit Quadratmeterpreisen bis zu 25.000 Euro, während andererseits hunderten Menschen das Dach über dem Kopf fehlt. Ob die neue rot-grüne Bauordnungsnovelle diesen Missstand zu lindern vermag, bleibt abzuwarten.

Die Richtung aber stimmt, denn leistbarer Wohnraum ist rar, auch ohne Blick auf die Superlative. Laut „Standort+Markt“ und Strategieberatung „bulwiengesa“ liegt der Quadratmeterpreis in den Wiener Neubauten mittlerweile jenseits von 5.300 Euro. Getrieben wird die Teuerung beim Wohneigentum – rund fünf Prozent sollen es auch 2018 im Durchschnitt wieder sein – dabei auch vom deutlichen Plus in den vermeintlich billigeren Bezirken. Auch die Zahl der reinen Anlagewohnungen ohne Vermietung wächst. Das macht die Probleme nicht kleiner.

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