Steigende Bau- und Investitionstätigkeit aber tiefere Renditen im österreichischen Immobilienmarkt
Die Entwicklung am Immobilienmarkt in Österreich war 2019 äußerst dynamisch und hat neue Rekorde sowohl in der Bautätigkeit als auch beim Investitionsvolumen hervorgebracht – dies bei den Büro- und Gewerbeflächen, aber auch im Wohnungsmarkt. In diesem Artikel erfahren Sie, was das Jahr 2020 bezüglich Bautätigkeit und Renditen bereithält.
Das Rekordjahr 2019 – Bauvolumen und Investitionen erreichen neue Höchststände
Im Jahr 2019 wurden in Österreich gleich in mehreren Bereichen neue Rekorde erreicht. Gerade am institutionellen Wohnungs-Investmentmarkt wurde mit einem Investitionsvolumen von 1,3 Mrd. Euro ein neuer Höchststand erreicht. Insgesamt wurden 2019 in Österreich 5,9 Mrd. Euro in Immobilien investiert.
Der österreichische Immobilienmarkt ist nach wie vor ganz klar ein „Verkäufermarkt“. Das bedeutet, die Nachfrage nach Immobilien übersteigt das Angebot in praktisch allen Regionen und Preisklassen und führt so zu steigenden Immobilienpreisen.
Sogar auf die in früheren Jahren weniger beliebten Logistikimmobilien haben Investoren einen größeren Appetit entwickelt. Hier wurden laut Andreas Ridder, dem Managing Director von CBRE Austria und CEE, im Jahr 2019 über 450 Mio. Euro investiert.
Große Nachfrage trotz sinkenden Renditen
Der Grund für die rege Investitionstätigkeit liegt darin, dass mit Immobilien nach wie vor höhere Renditen erwirtschaftet werden können als zum Beispiel mit 10-jährigen Bundesanleihen und vergleichbaren Anlagen.
Dennoch: Die Renditen im Immobilienmarkt sind in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken und dürften sich in den nächsten Jahren weiter dem tieferen europäischen Durchschnitt angleichen. Es wird sich zeigen, wie sich diese Entwicklung auf das Investorenverhalten im österreichischen Immobilienmarkt niederschlägt.
Auch die Stimmung an den Aktien- und Kapitalmärkten ist in letzter Zeit rauer und unsicherer geworden, weshalb viele Anleger sich in Richtung „sicherer“ Investitionen wie Gold oder den als „Betongold“ bezeichneten Immobilien orientieren. Diese Entwicklung dürfte sich mit der zunehmenden Rezessionsangst im Zusammenhang mit Negativzinsen, Handelskriegen und Coronavirus nur noch verstärken. Anleger sollten deshalb bei ihren Entscheidungen stets die globalen Finanz- und Kapitalmärkte im Blick halten.
Erwartete Bautätigkeit und Investitionsvolumen im Jahr 2020
Die Immobilienberater von CBRE veröffentlichten kürzlich eine Prognose für das Jahr 2020. Darin erwarten sie für das Jahr 2020 eine weiterhin rege Bautätigkeit – sowohl im Bereich der gewerblichen und industriellen Immobilien als auch am Wohnungsmarkt:
- In Wien, Graz und Linz sollen 2020 etwa 449.000 m² neue Logistikflächen fertiggestellt werden. Es wird für Logistikimmobilien dabei mit einer Rendite von ca. 5,20 % gerechnet – was nach wie vor im grünen Bereich für die meisten Anleger liegt. Das vorjährige Investitionsvolumen von 450 Mio. Euro soll auch im Jahr 2020 erreicht werden.
- Besonders am Büromarkt wird in den Jahren 2020 und 2021 ein starkes Wachstum und somit ein höheres Angebot prognostiziert. Dies dürfte gerade im überhitzen Wiener Büromarkt zu Entspannung führen.
- Aber auch am Wohnungsmarkt werde 2020 mit ca. 10.000 fertiggestellten geförderten sowie 5.000 freifinanzierten Wohnungen ein neuer Höhepunkt der Bautätigkeit erreicht. Im Vergleich zum Jahr 2017 stellt dies ein Wachstum von ganzen 600 % dar – damals wurden gerade einmal 800 neue Mietobjekte realisiert. Dies dürfte zu einem größeren Wohnangebot in den Zentren und somit einer dringend nötigen Entspannung bei den Mietpreisen führen.
- Generell wird für 2020 eine weitere Verlagerung des Investitionsvolumens vom bisherigen Hotspot Wien in andere Landeshauptstädte – insbesondere Graz, Linz und Salzburg – erwartet. So wurde im Jahr 2019 ca. ein Viertel aller Immobilien-Investments außerhalb von Wien getätigt.
Wie sieht die Entwicklung am Immobilienmarkt über das Jahr 2020 hinaus aus?
Laut den Experten von CBRE komme in den nächsten Jahren besonders der Sanierungstätigkeit in den größeren Städten eine zentrale Bedeutung zu. So würden von den bis im Jahr 2021 in Wien fertiggestellten Flächen über ein Drittel im Rahmen von Generalsanierungen realisiert.
Die tiefe Zahl neuer Baubewilligungsgesuche zeigt zudem, dass die rege Bautätigkeit der letzten zwei Jahre sich im Jahr 2021 deutlich verlangsamen dürfte. Wie stark und ob diese Entwicklung österreichweit eintritt, werden die Zahlen des laufenden Jahres zeigen.
Gerade die gesamtwirtschaftliche Entwicklung dürfte in näherer Zukunft aber nicht absehbare Folgen für den österreichischen Immobilienmarkt haben, weshalb das Aufstellen von aussagekräftigen Prognosen zum jetzigen Zeitpunkt schwierig ist.
Alle Zahlen und Voraussagen, die über das aktuelle Jahr hinausgehen, sollten mit Vorsicht behandelt und nicht zu stark bei aktuellen Investitionsentscheidungen berücksichtigt werden. Dennoch kann gesagt werden: Immobilien werden wohl auch in Zeiten der wirtschaftlichen Unsicherheit eine gute Wertanlage und Alternative zu anderen Anlageklassen sein.