Was bedeutet die Corona-Krise für Immobilieninvestoren in Österreich?
Das Corona-Virus hält die Welt – und leider auch Österreich – in Atem. Nachdem an den Börsen in den letzten Tagen eine steile Talfahrt eingesetzt hat, fragen sich nun auch Immobilienanleger und Investoren anderer Anlageklassen, was die gegenwärtige Krise für sie bedeutet.
Sollen Anleger die aktuellen Kursschwankungen aussitzen oder darauf reagieren? Und welchen Einfluss haben die massiven Einschränkungen von öffentlichem Leben und Wirtschaft auf die teilweise schon überhitzten Immobilienmärkte in Österreich? Antworten auf diese Fragen erfahren Sie in diesem Artikel.
Die Immobilienmärkte sind (noch) wenig betroffen
Die gute Nachricht für Immobilienbesitzer vorweg: Mehrere Studien in den letzten Tagen haben gezeigt, dass die Immobilienmärkte in Österreich bis jetzt nur wenig von der weltweiten Corona-Krise betroffen sind. Nicht nur sind die Preise stabil geblieben, auch hat ein Großteil der größeren Immobilieninvestoren angegeben, noch praktisch keine Einschränkungen zu spüren.
Während die Immobilienbesitzer vieler Branchen noch verhältnismäßig wenige Auswirkungen spüren, sieht das für Besitzer von Hotels und Gastgewerbe sowie für Eventbetreiber aber auch Reiseveranstalter und Reisebüros ganz anders aus: Hier werden bereits kurzzeitig Umsatzeinbußen von 30 bis zu 50 Prozent erwartet. Das wird zweifelsohne auch die Renditen der betroffenen Immobilien in den nächsten Wochen und Monaten unter Druck setzen.
Das vor einigen Tagen von der Bundesregierung erlassene Veranstaltungsverbot hat auch Einfluss auf geplante Veranstaltungen der Immobilienbranche: So wurden sowohl die Wiener Immobilienmesse als auch die Messe „Wohnen & Interieur“ auf unbekannte Zeit verschoben. Der Aufbau für die beiden Messen, die am 18. respektive 21. März hätten beginnen sollen, war bereits im Gang und musste nun kurzer Hand abgebrochen werden. Der finanzielle Schaden sei noch nicht abzuschätzen.
Wie steht es um das Blasenrisiko im österreichischen Immobilienmarkt?
Bereits vor dem Ausbruch des Corona-Virus hatte Dr. Robert Musil, Wirtschaftsgeograf und stellvertretender Direktor der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, vor einer potenziellen Überbewertung der österreichischen Immobilienmärkte gewarnt.
Besonders Immobilien in Wien seien gemäß dem Experten um ca. 20 bis 25 Prozent überbewertet. Daneben seien insbesondere einige Landeshauptstädte wie Salzburg oder Innsbruck von einer möglichen Immobilienblase betroffen.
Die regionalen Unterschiede seien aber groß, weshalb man nur von lokalen Überbewertungen der Zentren sprechen könne. In ländlichen und peripheren Gegenden seien die Immobilienpreise meist weit von einer Überbewertung entfernt.
Die starke Verflechtung von Finanz- und Immobilienmärkten
Dass der rekordlange Aufwärtstrend an den weltweiten Börsen nach über 11 Jahren nun gestoppt wurde, steht nach dem Absturz zahlreicher Leitindizes um über 20 Prozent fest. Doch hat dies auch unmittelbare Auswirkungen auf die Immobilienmärkte?
Das kann zu diesem Zeitpunkt nur schwer beantwortet werden – Panikreaktionen sind aber sicherlich nicht sinnvoll, da es durchaus auch zu einer baldigen Gegenbewegung kommen kann.
Fest steht, dass die Immobilienpreise in den letzten 10 Jahren im Gleichschritt mit den globalen Finanzmärkten angestiegen sind. Immobilien wurden immer mehr zu einem reinen Anlageobjekt und anstelle von Durchschnittsbürgern bestimmten immer mehr in- und ausländische Investoren die Immobilienmärkte.
Diese zunehmende Verflechtung der Immobilienmärkte mit den Finanzmärkten hat nicht nur zu einer lokalen Überbewertung der Preise in urbanen Hotspots geführt, sondern birgt im Zuge einer immer wahrscheinlicher werdenden globalen Rezession auch durchaus Risiken für den Immobilienmarkt. Es sei aber laut Robert Musil noch zu früh, um auf das Platzen einer Immobilienblase zu schließen.
Wie die neuesten Entwicklungen rund um das Corona-Virus eine Neubewertung der Situation erfordern, wird sich in den nächsten Wochen zeigen.
Es bleibt zu hoffen, dass es infolge der einschneidenden wirtschaftlichen Einschränkungen nicht zu größeren Liquiditätsengpässen bei Immobilienbesitzern aber auch Mietern kommt. Dies hängt davon ab, wie lange der wirtschaftliche Stillstand noch anhält und ob es infolgedessen zu Entlassungen in besonders betroffenen Wirtschaftszweigen kommt.
Die Kehrseite: Rekordtiefe Zinsen für Immobilienkäufer
Zurzeit dürfen sich Immobilieninvestoren aber über sehr günstige Hypothekarkredite freuen. So sind die Kreditzinsen für zehnjährige Darlehen auf neue Tiefststände gesunken. Aufgrund der wachsenden Unsicherheit und dem großen Aktionismus der weltweiten Zentralbanken bleibt aber nicht auszuschließen, dass sich die Zinsen in den nächsten Jahren verändern werden.
Fazit: Wie sollen Anleger auf die aktuelle Situation reagieren?
Auch wenn die Panik an den Finanzmärkten in den letzten Tagen deutlich spürbar geworden ist, so empfehlen Experten, auch in einer solchen Situation einen kühlen Kopf zu bewahren. Hier ein paar Ratschläge für Anleger:
- Wer einen längeren Investitionshorizont hat, kann eine Rezession in der Regel „aussitzen“, da sich die Märkte in den letzten hundert Jahren jedes Mal wieder erholt haben.
- Liquiditätsengpässe sollte man in unsicheren Zeiten unbedingt vermeiden, indem man ein genügend diversifiziertes Anlageportfolio hat – wozu auch Immobilien und Devisen gehören sollten.
- Investments in besonders von der aktuellen Krisen betroffenen Branchen sollte man mit Bedacht tätigen, da die Auswirkungen zurzeit noch schwer abzuschätzen sind.