Weniger Interesse an Wohnbauförderung – Österreich baut mehr freifinanziert
Wohnbauförderung in Form von günstigen Immobilienkrediten sowie Baukostenzuschüssen oder Annuitäten- und Zinsenzuschüssen soll Bauherren die Finanzierung ihrer Wohnträume erleichtern. Die Förderung ist in Österreich Ländersache – welche Voraussetzungen zu erfüllen sind und wie hoch die Förderung ausfällt, ist von Bundesland zu Bundesland verschieden. Trotz finanzieller Anreize kam die Wohnbauförderung 2018 erneut bei weniger Projekten zum Einsatz. Damit setzt sich der Trend fort, der schon seit 2014 anhält. In den zwanzig Jahren zuvor lagen Fördermittel dagegen hoch im Kurs: 2010 stieg die Summe ausgezahlter Fördergelder gar auf einen Rekordwert von 3,0 Mrd. Euro an. Für 2018 kamen die Förderausgaben dagegen nur noch auf 2,07 Mrd. Euro. Was ist los auf Österreichs Baustellen?
Neubau-Boom: nach wie vor viele Baubewilligungen
Während die Anzahl an geförderten Immobilien sinkt, bleiben die Baubewilligungen weiter oben. In 2018 verzeichneten die Behörden mit 70 000 Wohnungen und damit 14 Prozent weniger als im Vorjahr zwar einen leichten Rückgang, dennoch befindet sich die Zahl der baubewilligten Projekte im Vergleich zu den vergangenen Jahrzehnten auf einem Höchstniveau. Unter den bewilligten Baumaßnahmen finden sich neben neuen Gebäuden auch Sanierungen sowie die Schaffung von Wohneinheiten in gemischt genutzten Gebäuden.
Geringe Sanierungsförderung steht Klimazielen entgegen
Die fehlende Nachfrage nach Wohnbauförderungen dürfte auch langfristig Auswirkungen auf die Klimapolitik haben: Die Sanierungsförderung ging in 2018 um ganze 24 Prozent im Vergleich zum Zehnjahresschnitt zurück. Die Eigenheimförderung reduzierte sich um 22 Prozent, die Neubauförderung um 16 Prozent und die Subjektförderung um 13 Prozent. Mit der Sanierungsförderung streben die Bundesländer an, ältere Gebäude thermisch zu sanieren und fossile Heizungssysteme durch klimafreundliche Technologien zu ersetzen. An die Fördermittel sind aber auch strenge Vorgaben geknüpft. In 2018 belief sich der Anteil an wohnungspolitischen Maßnahmen – wie der Wohnbauförderung – gerade einmal auf einen Wert von 0,5 Prozent gemessen am BIP. Damit bewegt sich Österreich aus europäischer Perspektive im untersten Drittel – und heizt die Debatten um die Wohnbauförderung an. WKÖ und IIBW prognostizieren, dass eine Erreichung der Klimaziele nur durch eine Verdreifachung der Sanierungsrate möglich ist. In Anbetracht sinkender Wohnbauförderungen gerade im Bereich der Sanierungsförderung bewegt man sich aber derzeit in die andere Richtung.
Bauen am Bedarf vorbei?
In einigen Regionen in Österreich mehren sich die Stimmen, die vor einem Überangebot warnen. Insbesondere in Wien und in der Steiermark entstehen mittlerweile viele Wohngebäude. Grund für den Bauboom dürften nicht zuletzt die anhaltend niedrigen Kreditzinsen sein. Ein günstiger Kredit schafft für Bauherren ideale Voraussetzungen – vor allem gewerbliche Investoren spekulieren angesichts geringer Finanzierungskosten auf gute Gewinne. Diese Rechnung muss aber nicht immer aufgehen. Wenn das Angebot die Nachfrage übersteigt, können die Immobilienpreise in Zukunft fallen. Experten schätzen den Neubaubedarf auf 55 000 Wohnungen jährlich – da liegt die Zahl von 2018 mit 70 000 Wohnungen um einiges darüber. Interessant ist aber auch das Verhältnis zwischen Eigentums- und Mietwohnungen, die hinter diesen Werten stecken: Eigentumswohnungen machen heute einen Anteil von rund 50 Prozent an großvolumigen Neubauprojekten aus. Damit ist die Anzahl gegenüber den 1980er-Jahren deutlich gestiegen, als es nur etwa 30 Prozent waren. Erhöht hat sich zudem die Summe der Eigenheime: Diese lag 2018 bei 18 400 Häusern.
Kaum noch geförderte Häuser
Immer weniger Häuslbauer setzen beim Eigenheim auf eine Wohnbauförderung. Allein in Niederösterreich, Oberösterreich und Vorarlberg kam der Anteil der geförderten Eigenheime auf 35 Prozent. In anderen Bundesländern liegt die Zahl weit darunter. Die meisten Eigenheime sind damit frei finanziert, und die Eigenheimförderung spielt kaum noch eine Rolle.
Die Zahl der Förderungszusicherungen lag 2018 nur noch bei 24 800, was einem Rückgang von sieben Prozent entspricht. 5 300 der Förderungszusicherungen betrafen Eigenheime, 19 400 sind dagegen im Geschossbau zu verzeichnen. Nur in der Steiermark und in Vorarlberg gab es 2018 etwas mehr Förderungszusicherungen als im Vorjahr. Alle anderen Bundesländer berichten von einem Rückgang. Vor allem Kärnten hat seine Wohnbauförderung um satte 48 Prozent gekürzt.