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Immobilienmarkt Österreich: Wie sich politische Entwicklungen und Inflation auf Immobilienpreise und Zinsen auswirken

Immobilienmarkt 04.03.2022 Charlotte Salow
Die Wirkung von Negativzinsen

Der Immobilienmarkt in Österreich, wie auch in Europa, war in den vergangenen Jahren stark von der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) geprägt: Sie sorgte dafür, dass die Kreditzinsen sehr niedrig lagen, so dass Immobilienkäufe trotz hoher Preise für viele Menschen möglich waren. Was bringt nun aber der zerstörerische Krieg in der Ukraine und die weiter steigende Inflation mit sich?

Anfang 2022 erwarteten viele Experten steigende Zinsen im weiteren Jahresverlauf. Denn auf eine Inflation reagieren Notenbanken in der Regel mit einer Anhebung des Leitzinses. So kündigte die US-Notenbank FED bereits an, den Leitzins im ersten Halbjahr 2022 auf bis zu einen Prozent anzuheben. Derzeit liegt das US-Leitzinsniveau noch bei 0,00 bis 0,25 Prozent. Die britische Notenbank setzte den Leitzins bereits zweimal herauf innerhalb der vergangenen drei Monate, derzeit steht er bei 0,5 Prozent.
Die EZB hat bei ihrer jüngsten Sitzung Anfang Februar eine Anhebung des Leitzinses jedoch vertagt. Man wolle erst einmal die weiteren Entwicklungen abwarten, so EZB-Chefin Christine Lagarde.

Was bedeutet der Krieg in der Ukraine für die Zinsentwicklung?

Der Einmarschbefehlt von Putin hat bereits für eine starke Verteuerung von Erdöl, Gas und Agrargütern gesorgt und auch die Teuerung anderer Waren wird zunehmen. Das erhöht den Druck auf die EZB, mit einer veränderten Zinspolitik gegenzusteuern. Gleichzeitig hat der Kriegsbeginn den EZB-Rat jedoch in seiner abwartenden Haltung bestärkt. Und so erwarten Volkswirte zwar, dass sich die EZB bei ihrer nächsten geldpolitischen Sitzung am 10. März von der ultralockeren Geldvergabe verabschieden, der Zinssatz also steigen wird. Jedoch wird die EZB dabei voraussichtlich vorsichtig vorgehen und – aufgrund der aktuell sehr unsicheren Situation – nur kleine Anpassungen vornehmen. Dennoch sehen Ökonomen eine Zinswende in Europa bereits eingeleitet.

Die Bauzinsen steigen bereits deutlich

Derzeit liegt der Zins für zehnjährige Standardkredite rund 2,12 Prozent. Im Dezember des Vorjahres lag mit rund 0,9 Prozent noch bei der Hälfte. Dieser Sprung lässt Ökonomen annehmen, dass Hypothekenzinsen für zehnjährige Finanzierungen schon in den Sommermonaten auf drei Prozent steigen könnten. Anfang des Jahres erwarteten die meisten Experten dies erst für das 3. Quartal 2022. 
Einen Anstieg der Bauzinsen hatten viele Experten erwartet, jedoch nicht so schnell und deutlich. Gründe sind die hochschießende Inflation - im März lag sie in Österreich bei 6,8 Prozent - und das allgemein steigende Zinsniveau an den Kapitalmärkten.

Was bedeutet die politische Situation für Immobilienbesitzer?

Zunahme der Inflation, steigende Zinsen und eine allgemeine Verunsicherung könnte dafür sorgen, dass die Nachfrage nach Immobilien etwas nachlässt. Ein solcher Effekt würde auch durch die strikteren Auflagen bei der Kreditaufnahme Mitte 2022 verstärkt. Dies spräche für weniger stark steigende oder sogar stagnierende Immobilienpreise.
Andererseits steigt die Nachfrage nach sicherem Betongold in unsicheren Zeiten häufig an und Eigentümer bringen ihre Immobilien seltener auf den Markt. Dies würde den Preisanstieg weiter befeuern. Sich auf eine Prognose zur Entwicklung der Immobilienpreise zu einigen, ist derzeit schwierig. Mit fallenden Preisen jedoch rechnet kaum ein Marktkenner.
Für verkaufswillige Eigentümer wäre es dennoch ein guter Zeitpunkt für den Verkauf, da die Preise hoch und die Zinsen noch niedrig sind.

Was bedeuten die Entwicklungen für Immobilienkäufer? 

Auch Kaufinteressenten sehen sich einer unsicheren Situation gegenüber: Denn die sehr hohen Hauspreise und Wohnungspreise in Österreich sorgen dafür, dass schon geringe Zinserhöhungen für Kreditnehmer deutlich spürbar werden – die Zinskosten steigen aufgrund der hohen Darlehenssummen merklich. Wer einen Immobilienkauf anstrebt, sollte dieses Vorhaben nicht zu lange hinauszögern, sondern Angebote für Finanzierungen verschiedener Banken einholen und die Sollzinsen vergleichen. 

Was bedeutet die Zinsentwicklung für Immobilienfinanzierer?

Bei steigenden Darlehenszinsen kann es für Immobilienbesitzer mit einem Immobilienkredit sinnvoll sein, sich um eine Anschlussfinanzierung zu kümmern. Denn sicher ist: Kreditzinsen auf dem niedrigen Niveau von Anfang 2022 wird es nicht mehr geben. Die noch günstigen Zinsen können mit einem Forwarddarlehen für eine spätere Umfinanzierung jedoch "reserviert" werden, und dies sogar mehrere Jahre vorab. Auch hier lohnt sich ein Gespräch mit einem unabhängigen Finanzierungsberater und ein Vergleich von mehreren Finanzierungsangeboten. 

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